Tina Kloss

Coach für Positive Psychologie und Neurodivergenz

Wie neurodivergente Familien entspannte Weihnachten erleben können: Selbstmitgefühl

Selbstmitgefühl in Hoch Stress phasen

Wie gefühlsstarke Familien die Weihnachtszeit achtsam gestalten können

Die Weihnachtszeit ist für viele Familien eine stressige Zeit und für neurodivergente Familien kann sie wirklich im Hoch Stress und völliger Erschöpfung münden. Aber das muss nicht so sein.

Kristin Neff hat das Konzept des Selbstmitgefühls maßgeblich erforscht und geprägt. Ich möchte dir ihr Theorie anhand der Weihnachtszeit ein bisschen näher bringen.

Selbstmitgefühl bedeutet: Freundlich zu sich selbst sein

Der erste Faktor des Selbstmitgefühls ist die selbstbezogene Freundlichkeit. Was damit gemeint ist, ist, sich selbst so zu behandeln wie man auch eine gute Freundin behandeln würde. Diese Perspektive einzunehmen und sich zwischendurch zu fragen, „würde ich das einer guten Freundin in dieser Situation sagen?“, wirkt Wunder. Gerade wenn die Perfektion oder der Druck von Außen die Kontrolle übernehmen will, ist diese Frage sehr hilfreich.

Würdest du eine gute Freundin dafür verurteilen, dass sie es nicht geschafft hat Plätzchen zu backen?

Würdest du einer guten Freundin sagen, dass sie jede Einladung zusagen muss, auch wenn ihr gar nicht danach ist?

Würdest du einer guten Freundin sagen, dass sie alle Weihnachts-Traditionen durchziehen muss, auch wenn sie Angst hat ihre Kinder und sich selbst damit zu überfordern?

Würdest du sie verurteilen, wenn nicht alles perfekt ist?

Würdest du sie dazu bringen weiterzumachen, wenn sie eigentlich total müde ist?

Würdest du sie dazu ermutigen äußere Ansprüche über die eigenen Bedürfnisse zu stellen?

Nein? Dann solltest du genauso auch mit dir selbst umgehen. Dann praktizierst du Selbstmitgefühl. Diese Frage ist eine sehr gute Überprüfung und Erinnerung daran, ob du im Selbstmitgefühl bist oder ob du gerade andere Handlungsmaßstäbe ansetzt, die nicht zu deinem Wohlbefinden beitragen.

Selbstmitgefühl bedeutet: Wissen, dass man nicht allein ist

Der zweite Faktor des Selbstmitgefühls ist die geteilte Menschlichkeit. Sprich: Du bist nicht allein! Es geht so vielen anderen Menschen gerade genau wie dir. Sie fühlen sich belastet von den Erwartungen der Feiertage. Sie haben Panik vor den Meltdowns ihrer Kinder, die kaum zu vermeiden sind. Sie wissen nicht wie ein traditionelles Weihnachtsfest über mehrere Tage in ihrer Familie harmonisch ablaufen soll. Du bist damit nicht allein, auch wenn es sich manchmal so anfühlt. Deine Probleme und dein Empfinde ist „völlig normal“.

Wenn du Kontakt zu anderen neurodivergenten Familien suchst, komm gerne in die Beta-Gruppe zur Potentialentfaltung. Dort gibt es Austausch in einer kleinen, intimen Gruppe. Und du erlebst wie andere Familien mit ähnlichen Herausforderungen umgehen.

Selbstmitgefühl bedeutet: Achtsam sein

Die dritte wichtige Komponente für gelebtes Selbstmitgefühl ist die Achtsamkeit. Das bedeutet für diese Zeit vor allem: achte auf dich selbst. Leg am besten regelmäßig kleine Pausen ein, die nicht gefüllt sind. Stell dir einen Timer auf 5 Minuten, in denen du einfach nur da bist und mit dir eincheckst. (Ohne Handy, Emails, Socials!) Wie geht es dir gerade? Hast du alles, was du brauchst? Was würde dir jetzt gerade gut tun?

Diese achtsamen Pausen eignen sich auch gut dazu sich zu fragen, ob die geplante Aktivität wirklich zu den Bedürfnissen der eigenen Familie/Kinder passt und ob man damit realistische Erwartungen verbindet.

Die Gefahr in Hoch Stress Phasen ist, dass alles so schnell geht. Die Anforderungen prasseln so dicht auf uns ein, dass einfach keine Pausen dazwischen entstehen. Das löst eine Kaskade aus und wir merken erst, wenn es schon fast zu spät ist, dass wir uns oder unsere Kinder überfordern. Die Lösung: Wenn keine Pausen von selbst entstehen, dann musst du sie aktiv machen. Entscheide dich dazu, achtsame Pausen zu machen. Schon ein paar bewusste Atemzüge und eine kurze Reflexion können einen Unterschied machen.

Ich hoffe, es gelingt dir dein Selbstmitgefühl zu aktivieren und damit Genuss Momente in den Feiertagen zu schaffen. Denn sind wir mal ehrlich: vollkommen und durchgehen entspannt zu sein ist ein unrealistischer Anspruch.

Aber dir selbst gegenüber freundlich zu sein und ab und zu innezuhalten, das ist machbar. Und es ermöglicht dir die ganz individuellen, magischen Momente mit deinen Liebsten wahrzunehmen und zu genießen.