Die Sommerferien stehen vor der Tür und mit ihnen ein ganzer Sack voller Erwartungen. Reisen, Abenteuer, Entdeckungen, gemeinsame Erlebnisse, einfach eine richtig gute Zeit, sollen absolviert werden.
Umso höher ist die Fallhöhe, wenn man ein Wild Child hat, dass sich diesen vorgegebenen, wunderschönen Plänen, scheinbar einfach nicht beugen will.
Als Elternteil ist der Wutausbruch des Kindes in dem verwunschenen Restaurant in der Toscana, das man mühsam (beim Instagram Scrollen) recherchiert hat, umso vieles mehr enttäuschend, als der am Dienstagabend im Supermarkt. Denn hier soll doch jetzt mal endlich alles perfekt sein.
Aber was passiert da mit unseren hochsensiblen, neurodivergenten, empfindsamen Kindern? Wollen sie uns wirklich einen Strich durch die perfekte Sommer-Rechnung machen?
Natürlich nicht. In unserer ganzen Planung haben wir nur vergessen, dass neue Umgebungen immer auch mehr Anforderungen an das Nervensystem bedeuten. Und zwar nicht nur für unser Kind, sondern auch für uns selbst und die gesamte Familie.
Reisen und Ferien bedeuten für die meisten Familien: Freude und Freiheit. Aber wir haben vergessen, dass es für sensible Familien auch bedeutet:
- Neue Geräusche, Gerüche und visuelle Eindrücke
- Unvorhersehbare soziale Situationen
- Ungewohnte Schlafplätze
- Veränderte Tagesabläufe und Routinen
Und dass all das Stresssoren für unser Nervensystem sein können.
Wenn es also vermehrt zu Anhänglichkeit, Widerstand oder emotionalen Ausbrüchen kommt, dann heißt das einfach nur das Nervensystem deines Kindes versucht mit einer sehr komplexen neuen Situation fertig zu werden. Das kann sich übrigens auch vor und nach dem Urlaub so zeigen.
Was kann uns das Reisen als Wild Family also leichter machen?
- Den Druck bewusst senken
Spaß muss nicht aus vollen Tagen oder großen Plänen bestehen. Wählt den Weg des geringsten Widerstands, wo immer es möglich ist. - Dich zuerst regulieren
Deine Ruhe ist ansteckend. Dein Stress auch. Deine eigene Regulation zu priorisieren ist kein Egoismus – es ist ein Geschenk an dein Kind. - Sensorische Anker setzen
Ein vertrauter Hoodie, der Lieblingsduft auf dem Kuscheltier oder die altbekannte Einschlaf-Playlist können deinem Kind helfen, sich in der Fremde wieder ein bisschen „zuhause“ zu fühlen. - Auch Erholung gehört in den Reiseplan.
Gönnt euch bewusste Pausen besonders nach Aktivitäten: Das Nervensystem braucht nach Aufregung immer auch Zeit zur Verarbeitung. - Vorhersehbarkeit schaffen
Möglichst genau zu wissen, was kommt, beruhigt das Nervensystem. - Kleine Momente genießen
Auch wenn es viele anstrengende Phasen gibt, nimm die wunderbaren Momente ganz bewusst war, auch wenn sie ganz anders aussehen als auf Social Media.
Mit Wild Child zu verreisen ist eine Kunst. Sei gnädig mit dir. Vergleich dich nicht. Und wisse trotzdem, es gibt sehr viele Eltern in diesen Ferien, denen es genauso geht wie dir.


